Befremdet hat Ronny Maritzen, Fraktionssprecher des AUF Kastel, auf die massiven Eingriffe in der Weichholzaue am Kasteler Rheinufer auf der Höhe des Helling-Wohnviertels reagiert: „Ich frage mich, warum das nötig war.“ Maritzen, der als grüner Stadtverordneter auch Vorsitzender des Umweltausschusses ist, hat von dem Kahlschlag aus der Presse erfahren. Weder im Ortsbeirat noch im Ausschuss habe es, so Maritzen, Informationen über diese Maßnahmen gegeben.
Maritzen fürchtet, dass hier ohne Not der Lebensraum von Tieren zerstört wurde. „Sollte es sich zum Beispiel bewahrheiten, dass ein Baum gefällt wurde, in dem Wildbienen gelebt haben, wäre das wider alle Vernunft. Die Tiere sind durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Umweltamt da keine Bedenken gehabt haben soll.“ Maritzen hat jetzt das Umweltamt um nähere Informationen zu der Fällung gebeten.
Der Arbeitskreis Umwelt und Frieden Kostheim spricht sich dafür aus, das kleine Wäldchen auf der Maaraue zu erhalten. „Der kleine Wald ist ein Rückzugsgebiet für Tiere, besonders für die Vögel ist er lebenswichtig“, erklärte AUF-Sprecher Frank Porten. Die Fläche, die zwischen dem Freibad und den Sportplätzen liegt, soll laut städtischem Grünflächenamt ab sofort aus Verkehrrsicherungssgründen gesperrt werden, die Stadt hat Pflegemaßnahmen für den Herbst angekündigt.
„Was die Stadt unter Pflegemaßnahmen versteht, ist gerade in der Weichholzaue wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden“, so Porten. Es sei massiv in das geschützte Gebiet eingegriffen worden, der Kahlschnitt am Ufer, dort wurden Sträucher bis auf den Stumpf zurückgeschnitten, sei durch nichts zu rechtfertigen. „Es gibt allen Grund, sich um das Wäldchen zu sorgen.“
„Es wird von uns nicht bestritten, dass heruntergebrochene Äste in der Nähe des Sportplatzes entfernt werden müssen,“ so Porten. Weitere Verkehrssicherungsmaßnahmen aber halte der AUF nicht für nötig. Porten widersprach auch der Darstellung der Stadt, wonach es am Wäldchen einen „Trampelpfad durch das Dickicht“ geben soll. „Diesen Weg zum Sportplatz gibt es mindestens seit den fünfziger Jahren, das ist ein ganz normaler Waldweg.“
Der Weg, der vor allem im Sommer als Abkürzung zum Schwimmbad genutzt werde, sei auch nicht unsicherer als die Straße, die zum Schwimmbad führe. Über die Frage der Sicherheit weiter zu streiten, hält der AUF nicht für sinnvoll: „Wir schlagen vor, dieser Debatte ein Ende zu setzen, den Durchgang durch den Wald ein für allemal mit Baumstämmen und anderem Totholz zu sperren und ihn dann der Natur zu überlassen.“
Die Brombeersträucher würden schon dafür sorgen, den Weg unpassierbar zu machen. Die Frage der Verkehrssicherheit des Weges wäre damit vom Tisch, und die Tiere dafür ungestört. „Das Wäldchen würde so nachhaltig als Rückzugsgebiet gestärkt.“
Zum Hintergrund der Diskussion: Das Grünflächenamt will die Bürgerinitiative BIRMA nicht mehr über geplante Maßnahmen auf der Maaraue informieren. Diese Zusammenarbeit war drei Jahre lang üblich. Der kommissarische Ortsvorsteher in Kostheim Stephan Lauer (CDU) wurde vom Grünflächenamt gefragt, ob die Aufkündigung dieser Zusammenarbeit in seinem Sinne sei. Er stimmte dem zu.
„Keine Sonderrechte für die BIRMA“ – sagt Lauer. Und: Die sollten erst einmal etwas arbeiten.
Zur Sache selbst will er sich als „Nicht-Fachmann“ nicht äußern – so zitiert die Mainzer Allgemeine Zeitung den Kostheimer Interims-Ortsvorsteher Stephan Lauer zum Thema Baumfällungen auf der Maaraue. Er hat also – laut eigenem Bekunden – nicht die geringste Ahnung, ob zum Beispiel der Baum Nr. 26, den das Grünflächenamt in der letzten Woche abholzte, standsicher war oder nicht. Stephan Lauer glaubt lieber, als dass er wirklich über Informationen verfügt – und in diesem Fall, so heißt es, „schenkt er den Experten Glauben“.
Lauer meint hier die Experten vom Grünflächenamt. Der Bürgerinitiative BIRMA jedenfalls glaubt er gar nichts – denen spricht er jede Sachkompetenz ab. Ob er das als Nicht-Fachmann beurteilen kann? Nur soviel sei gesagt: Die Geringschätzung, die Lauer engagierten Bürgerinnen und Bürgern entgegenbringt, ist beachtlich und gipfelt in seiner Äußerung, die BIRMA müsse, wenn sie „bevorzugt behandelt werden wolle, etwas Arbeit verrichten.“
Die BIRMA hat in der Vergangenheit weit mehr als nur ein bißchen Arbeit verrichtet.
Die BIRMA-Aktiven haben in den letzten Jahren mehrfach das Laub in der Kastanienallee eingesammelt, um die Ausbreitung des Miniermottenschädlings zu verhindern (was übrigens notwendig war, weil die Experten vom Grünflächenamt wohl gerade anderes zu tun hatten). Die BIRMA hat sich für den Schutz der Weichholzaue engagiert: Das beinhaltete nicht nur eine langjährige zermürbende Korrespondenz mit den Ämtern, sie hat auch Trampelpfade unbegehbar gemacht, um das Ufer zu schützen.
Die BIRMA hat das völlig überwucherte Rosenrondell gesäubert, hat an zahlreichen Vorortterminen auf der Maaraue teilgenommen, immer wieder Aktivitäten zum Schutz der Maaraue ergriffen und das Grünflächenamt auf problematische Eingriffe hingewiesen. Die BIRMA hat einen Naturlehrpfad für die Maaraue auf den Weg gebracht und in Zusammenarbeit mit den Schulen in Kastel und Kostheim realisiert. Dieser Pfad soll weiterentwickelt und in den nächsten Monaten um weitere Informationstafeln ergänzt werden.
Die Sachkunde und das Engagement der BIRMA sind nicht zweifelhaft. Zweifelhaft aber, ist das Benehmen von Lauer, der sich, noch dazu als Nicht-Fachmann, bei der BIRMA für diese Entgleisungen besser entschuldigen sollte.
Der Ortsbeirat möge beschließen: Der Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden wird gebeten, sich dafür einsetzen, dass auf der Maaraue hinter der Kastanienallee und vor der Schutzzone I entsprechende Hinweisschilder zum Schutz der Uferzone aufgestellt werden.
Der Arbeitskreis Umwelt und Frieden AKK (AUF) hält es für skandalös, dass das Umweltamt in Wiesbaden der Forderung der Bürgerinitiative Rettet die Maaraue (BIRMA) nach Schildern zum Schutz der Weichholzaue immer noch nicht nachgekommen ist. „Das ist ein Trauerspiel“, erklärte AUF-Sprecher Frank Porten.
Schon im letzten Sommer habe die BIRMA die städtischen Ämter immer wieder darauf hingewiesen, dass Angler und Jugendliche die unter Schutz stehende Weichholzaue verwüsteten. In Eigeninitiative habe die Bürgerinitiative schließlich Feuerstellen entfernt und Müll eingesammelt. Nur durch das Engagement der BIRMA sei einer der Zugänge zur Weichholzaue durch Altholz versperrt worden. „Und was machen die zuständigen Leute in Wiesbaden? Nichts!“ ärgert sich Porten.
An der Weichholzaue Schilder aufzustellen, wäre wenigstens ein Versuch, um den Vandalismus einzudämmen. „Manchen Anglern ist doch gar nicht bewusst, was sie hier anrichten.“ Porten kündigte an, dass seine Fraktion in der Mai-Sitzung des Kostheimer Ortsbeirats einen entsprechenden Antrag stellen wird: „Wir hoffen, dass wir eine Mehrheit im Ortsbeirat finden, die den Wunsch der BIRMA nach einer Beschilderung unterstützt.“
Der Ortsbeirat Mainz-Kostheim bittet den Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden dafür zu sorgen, dass die LSVO „Hessische Mainauen“ auf der Maaraue eingehalten wird.
Der Magistrat soll geeignete Maßnahmen ergreifen damit die nach der LSVO Hessische Mainauen (Landschaftsschutzzone 1), geschützte Mainuferzone vor unrechtmäßigen Eingriffen bewahrt bleiben, hier insbesondere die Weichholzaue.
Die unrechtmäßig angelegten Wege und Feuerstellen sind umgehend zu beseitigen und eine Beschilderung anzubringen, die auf den schutzwürdigen Bereich der Uferzone hinweist.
Begründung: Gegebenenfalls mündlich.
Peter Stuppert
Der Antrag wurde in geänderter Fassung beschlossen.