Presseerklärung der AUF-Fraktion Amöneburg vom 8.11.2023.
Am Dienstag den 31. Oktober 2023 gab es eine gemeinsame Sitzung der Ortsbeiräte Biebrich und Mainz-Amöneburg im Biebricher Bürgersaal. Hierbei wurden die Ortsbeiräte von Stadtplanungs- und Umweltamt sowie SEG zum aktuellen Stand der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) „Ostfeld/Kalkofen“ informiert. Dies umfasste insbesondere die neuen Klima- und Lärmgutachten sowie die aktualisierte Kosten- und Finanzierungsübersicht.
„Leider wurde während der Sitzung immer klarer in welch desolatem Zustand die Planungen zum Ostfeld feststecken,“ kommentiert Yvette Babendererde, Sprecherin der AUF-Fraktion im Ortsbeirat Amöneburg den Vortrag der städtischen Vertreter.
Die Auswirkungen durch eine Bebauung des Ostfelds werden dramatisch sein. Die neueste Klimaanalyse hat ergeben: Eine Bebauung des Ostfeld kann die Kaltluft, die Amöneburg im Sommer kühlt um mehr als 50% reduzieren. „Da helfen auch keine gut gemeinten ‚Planungshinweise‘ mehr. Wenn das Ostfeld bebaut wird, werden die Menschen in Amöneburg im Sommer nicht mehr gut einschlafen können.“
Im Anhang dieser Presserklärung ist eine Karte beigefügt, die aus der im Oktober 2023 veröffentlichten „Stadtklimatischen Untersuchung Ostfeld Wiesbaden – Durchlüftung und Kaltluftsystem“ stammt (Abbildung 11.1 Seite 87). [1]
Eine Reduktion des Kaltluftvolumenstroms von mehr als 10% ist nach den gelten VDI-Richtlinien (3787-5) als „hoch“ einzustufen. „Für Amöneburg ist das nicht hinnehmbar. Hohe Temperaturen stellen gerade für Kinder, Ältere und Kranke eine große Belastung dar.“ Und entgegen der Auffassung des Biebricher Ortsbeirats wird auch unser Nachbarstadtteil von einer verminderten Kaltluftzufuhr betroffen sein. Auch das geht aus der Klimastudie klar hervor (vgl. Abbildung im Anhang).
„Warum präsentiert die Stadt Fluglärmmessungen für den US-Flugplatz Erbenheim wenn doch eine Berechnung im Fluglärmschutzgesetz vorgeschrieben ist?“ fragt Babendererde. Eine Aufgabenstellung die am gesetzlichen Maßstab vorbei geht, ist nicht zielführend. Das hätte man sich auch sparen können.
Nicht nur die Klima- und Lärmfragen geben Anlass zur Sorge. „Auch die Finanzierung läuft vollkommen aus dem Ruder. Und weitere drei Jahre länger soll das Projekt auch noch laufen“ kritisiert Babendererde. Zur Erinnerung: 2020 haben die Stadtverordneten das Projekt beschlossen mit einem Defizit von damals -72 Mio. Euro. Heute, also 2023, soll es bereits -188 Mio. Verlust für den städtischen Haushalt bedeuten. [2] Das ist eine Steigerung um mehr als 160 %!
Überrascht und gleichzeitig schockiert war Babendererde über die strenge, fast autoritäre Sitzungsleitung von Horst Klee, dem Biebricher Ortsvorsteher. Kritische Fragen zum Ostfeld waren ihm nicht willkommen. Weder gab es eine Bürgerfragestunde, wie ansonsten vor Ortsbeiratssitzungen üblich, noch schien er an einer Diskussion interessiert. Empört zeigt sich Babendererde über Klees Kommentar zur ihren Fragen „So lange möchte ich nicht bleiben bis Ihre ganzen Fragen hier diskutiert werden.“
In Biebrich und Amöneburg besteht noch großer Aufklärungsbedarf. Daher möchten wir auf diesem Weg auf die Podiumsdiskussion im Bürgerhaus Erbenheim diesen Donnerstag aufmerksam machen:
„Bebauung des Ostfelds? Podiumsdiskussion: Flächennutzungplan und Ostfeld“
Donnerstag, 9. November 2023, 18 Uhr, Bürgerhaus Erbenheim
Gäste: Christina Kahlen-Pappas und Sabine Maritzen (Bündnis Stadtklima), Jochen Kramer (BUND Hessen), Hartmut Bohrer (DIE LINKE Stadtfraktion Wiesbaden)
Mainz-Amöneburg, 8. November 2023,
Yvette Babendererde
für die AUF-Fraktion im Ortsbeirat Mainz-Amöneburg
[1] Abrufbar unter: https://dein.wiesbaden.de/wiesbaden/de/home/file/fileId/4341/name/Stadtklimatische%20Untersuchung%20Ostfeld.pdf
[2] Aktuelle Kosten- und Finanzierungsübersicht, Sitzungsvorlage 23-V-61-0061, abrufbar unter: https://piwi.wiesbaden.de/sitzungsvorlage/detail/3199839