Ostfeld/Kalkofen – Rundbrief Mainz/Wiesbaden

An dieser Stelle finden Sie einen Rund­brief des Cyperus 1901 e.V. zum Projekt Ostfeld/​Kalkofen.

Liebe Mitstrei­te­rInnen in der Klimabewegung,

die klima­tisch kriti­schen Bedin­gungen der Region Wiesbaden/​Mainz werden derzeit durch einige Projekte wie die Rodung des Dannen­röder Waldes (mit bis zu 250 Jahre alten Bäumen und Misch­wald) zugunsten des Auto­bahn­aus­baus und der Bau der Müll­ver­bren­nungs­an­lage von Knet­ten­brech und Gurdulic deut­lich voran­ge­trieben.
Wie in der KLIMPRAX Studie darge­legt, die die klima­ti­schen Verhält­nisse und Zusam­men­hänge von Mainz und Wies­baden näher unter­sucht hat, gibt es ein weiteres, sehr bedeut­sames Gebiet – das Ostfeld Wies­baden – das von Stadt­po­li­ti­kern zum Wohn- und Gewer­be­ge­biet umge­nutzt werden soll.

Für die Region bedeutet dieses Vorhaben einen Anstieg der Innen­stadt­tem­pe­ra­turen von 1,5 – 2 Grad. Darauf ange­spro­chen, wird abge­wunken dass die Tempe­ra­turen ohnehin ansteigen werden. Das Ostfeld ist jedoch das Kalt­luft­ent­ste­hungs­ge­biet und beher­bergt neben vielen Äckern und Brachen, Wald­stücke ein reiches Insek­ten­leben. Angren­zend an das Bauge­biet findet sich ein sehr reich­hal­tiges Biotop, dessen Quellen durch das Bauvor­haben sämt­lich austrocknen werden. Hierauf ange­spro­chen, wurde münd­lich geant­wortet, dass wenn das poli­ti­sche Inter­esse besteht: „..können wir auch Arten aussterben lassen.“ Neben der Feld­lärche und der wohl euro­pa­weit größten, zusam­men­hän­genden Eidech­sen­po­pu­la­tion leben hier der Amei­sen­bläu­ling in Symbiose mit Ameisen und es finden sich viele seltene Libel­len­arten, Wild­bienen, Wild­kräuter und Brut­stätten für Vögel.

Ostfeld Wies­baden, Vernich­tung von Biotop und Kalt­luft­en­ste­hungs­ge­biet vom 16.06.2020

Sendung von Radio Rhein­welle, veröf­fent­licht auf Youtube​.com

Der hier aktive Verein Cyperus 1901 e.V. setzt sich aus Orni­tho­logen, Pflan­zen­kund­lern und Aqua­ris­tik­freunden zusammen, die alle­samt von der Kommu­nal­po­litik igno­riert werden. Die Bauern stehen ganz knapp vor der Enteig­nung bzw. wird ihnen ein Preis von 6-8€ je m² ange­boten. Wenn sie dem nicht zustimmen, werden sie enteignet. Dieses Projekt wird ironi­scher­weise in der Presse als beson­ders klima­freund­lich beworben.
Die Baupläne sehen dafür eine Außen­be­grü­nung und den Erhalt der Frisch­luft­schneise vor. Diese braucht es aller­dings nicht, wenn der Boden auf dem die Kalt­luft entsteht, versie­gelt wird. Daneben ist seit Monaten klar, dass das Ried, welches die geplante Sied­lung versorgen soll, nahezu ausge­trocknet ist. Auf Bedenken und Anfragen der Bürger, aber auch auf Anwalts­schreiben, werden noch nicht einmal Eingangs­be­stä­ti­gungen herausgegeben. 

Um einen Acker in ein Wohn­ge­biet umzu­bauen, fallen erheb­liche Kosten an. Archi­tekten schüt­teln hier den Kopf und sagen: „güns­tiges Wohnen wird hier nicht möglich sein.“ Hinzu­kommen 19.000 Fahr­zeuge am Tag und sämt­lich unge­klärte Verkehrs­fragen.

Das Ostfeld wurde in den neun­ziger Jahren bereits einmal als Wohn- und Gewer­be­fläche ange­dacht. Dies wurde aufgrund der klima­ti­schen Rolle, die diese Gegend für Mainz und Wies­baden spielt, jedoch 1999 erfolg­reich abge­wendet, mit der Einsicht des Magis­trats, dass dies als Ausgleichs­fläche und Kalt­luft­ents­ste­hungs­ge­biet auch für die angren­zende Indus­trie, nicht zu verant­worten wäre. Das Baupro­jekt wurde vom ehema­ligen OB Sven Gerich wieder einge­bracht und knüpft u.a. an private Inter­essen der Kommu­nal­po­li­tiker an, die hier im Rahmen ihrer Verbin­dung zu der Immo­bi­li­en­wirt­schaft sich eine goldene Nase verdienen können.
Demnach spielt hier Geld in der Infor­ma­ti­ons­po­litik eine erheb­liche Rolle. Zeit­gleich ist das Ostfeld den meisten Menschen in der Region unbekannt.

Um die vorlie­genden Klima­stu­dien zu entkräften, wurde der ehema­lige Umwelt­de­zer­nent Herr Mengden aus seiner Rente heraus akti­viert. Er verän­dert die Studi­en­ergeb­nisse in dem er u.a. gekonnt die Zeiten der Kalt­luft­ent­ste­hung um zwei Stunden verschiebt und damit zu anderen Ergeb­nissen kommt oder aber die hier lebenden Vogel­arten von weit über 100 auf 10 redu­ziert, dies pres­se­wirksam insze­niert und dann still zurück­nimmt. Frage­bögen im Auftrag der Städ­ti­schen Entwick­lungs­ge­sell­schaft, die von der Hoch­schule Rhein Main verfasst werden und in Umlauf sind, sind schwer suggestiv gestellt und fragen u.a. „Sind Sie für eine medi­zi­ni­sche Versor­gung vor Ort?“ oder Ähnliches.

Wenn ihr euch umfang­reich infor­mieren wollt, lade ich euch zu meiner Radio­sen­dung ein, in der ich im Rahmen der zwei Stunden die Erfah­rungen der aktiven Gruppe aber auch den Grünen-Kommu­nal­po­li­tiker Ronny Maritzen zu Wort kommen lasse. Er selbst spricht von mangelnder Klar­heit bei der Haltung der Grünen vor Ort, bedingt durch poli­ti­sche Einbin­dungen. Maritzen ist aber zuver­sicht­lich, dass sich hier noch posi­tive Ände­rungen pro Umwelt, Klima und Arten­schutz ergeben werden.
Man wirft ihm in diesem Zuge persön­liche Betrof­fen­heit vor, da er seit Jahr­zehnten selbst in dieser Gegend wohnt. Wer aber ist nicht betroffen in Sachen Klima? Die Sendung ist lang, ich weiß, aber sie trägt mit etwas Raum, alle mir bis zum Ausstrah­lungs­datum bekannten Infor­ma­tionen zusammen.

Ostfeld Wies­baden, Vernich­tung von Biotop und Kalt­luft­en­ste­hungs­ge­biet vom 16.06.2020

Sendung von Radio Rhein­welle, veröf­fent­licht auf Youtube​.com

Mit diesem Text soll ange­regt sein, alle im Klima­schutz tätigen Gruppen und Akti­visten in der Region weiterhin und immer deut­li­cher zusam­men­zu­schließen und auch über das Ostfeld hinaus in unserer aller Inter­esse zusam­men­zu­ar­beiten, wo es der Regio­nal­po­litik nicht gelingt, die Auswir­kungen unseres heutigen Handelns für zukünf­tige Gene­ra­tionen verant­wor­tungs­voll zu vertreten.

Obwohl die Regio­nal­ent­wick­lungs­pläne das Ostfeld bereits ausge­schlossen haben, taucht dieses Gebiet immer wieder in der Liste auf. Nun wird arg darauf gedrängt dieses Thema schnell zu behan­deln und darüber abzu­stimmen. Am Dienstag den 30. Juni findet die Magis­trats­sit­zung statt in der die Sitzungs­vor­lage zum Ostfeld einge­bracht werden soll. Nach der Sommer­pause wird im Herbst darüber entschieden. In der Zwischen­zeit haben wir die Zeit, sowohl uns selbst als auch die Bevöl­ke­rung und auch Mainz auf die Folgen aufmerksam zu machen und uns zahl­reich diesem Vorhaben entge­gen­zu­stellen. Gerne wollen wir dazu auch eine Pres­se­ver­an­stal­tung ansetzen. Es ist aber noch nichts in fester Planung.
Um sich selbst ein Bild von der Region zu machen, möchte ich euch alle dazu einladen folgende zeit­nahe Veran­stal­tung zu besuchen:

Sonntag der 28.6.2020 ab 14:30 Uhr: Plan­wa­gen­fahrt durch das Ostfeld mit Dr. Ralf Schaab
Anmel­dung erbeten unter Cyperus1901@​gmail.​com mit den Daten der Teil­nehmer wegen der Coronavorgaben.

Bitte bringt Mund­schutz (und eine Decke zum Sitzen im Freien ist empfeh­lens­wert), denn wer möchte kann gerne im Anschluss der Plan­wa­gen­fahrt uns allen helfen, gemeinsam zu beraten, ob es ein gemein­sames Vorgehen in dieser Ange­le­gen­heit geben kann.

Ich agiere bisher privat, da ich das Gebiet und die Menschen des Cyperus-Vereins erst kennen­ge­lernt habe. Perso­nelle Über­schnei­dungen der Hände weg von Os/ka(Ostfeld/Kalkofen)-Gruppe führen jedoch dazu, dass diese Gruppe als kleine, unsicht­bare und für die Stadt­po­litik unbe­denk­liche Gruppe agiert.

Weiterhin findet ihr hier eine Peti­tion des Vorstandes, mit der Bitte euch anzu­schließen und dieses Thema zu kommu­ni­zieren. Gerne bin ich dazu bereit alle Themen und Projekte die auf dem Plan stehen gemeinsam zu bewegen – im Rahmen der Möglich­keiten die sich als größerer Grup­pen­zu­sam­men­schluß ergeben.

Ich bitte um Hilfe für das Ostfeld, zukünf­tige Genra­tionen, Wild­bienen, Eidechsen, Amei­sen­bläu­ling, Nist­plätze, Gold­am­mern und Feld­lärche und alle die hier eben ein noch nahezu intaktes Brut-und Lebens­ge­biet finden.

Und noch eine Erin­ne­rung zum Schluß:
Der Arbeits­kreis Umwelt Wies­baden (AKU) ruft auf:

30. Juni 2020 – Fahr­rad­demo für eine lebens­werte Zukunft!

17.30 Uhr Hbf Wiesbaden

Ich wünsche alles Gute und freue mich auf Antworten, Hilfe und Weiter­lei­tungen an zukunfts­ori­en­tierte Menschen,
Areeg Mulhi

Kontakt: cyperus1901@​gmail.​com