Antrag Nr. 05/2014 zur Sitzung des Ortsbeirats Mainz-Kastel am Dienstag, 29. April 2014
Lesselallee – Prüfen von Möglichkeiten des Erhalts des Baumbestandes im Landschaftsschutzgebiet auf der Maaraue!
Der Ortsbeirat möge beschließen: Der Ortsbeirat stellt fest, dass das Landschaftsschutzgebiet Maaraue in Mainz-Kostheim für die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils Mainz-Kastel mit seinen Einrichtungen und der „grünen Lunge“ ein beliebtes nahe liegendes Freizeitziel ist. Die Kastanienallee mit ihren über 100 Jahre alten Bäumen genießt dabei hohe Wertschätzung, insbesondere auch als Lebensraum für Vögel und andere Tiere.
Zur Herstellung der Verkehrssicherheit in der Allee scheint die Fachverwaltung gegenwärtig nur die Alternative „Abholzung und Rodung der gesamten Allee“ oder „Totale Absperrung auf Jahre hinaus“ zu verfolgen.
Beim Kampf um den Erhalt der alten Kastanienallee auf der Maaraue setzt der Arbeitskreis Umwelt und Frieden (AUF) AKK seine Hoffnung auf die Kostheimer: „Wenn Kostheim seine alten Kastanien behalten will, dann müssen die Bürgerinnen und Bürger aktiv werden,“ heißt es in einer Bürgerinformation, die der AUF in dieser Woche an die Haushalte in Kostheim verteilt.
Darin bekräftigt der AUF seine Kritik am Kurs der Ortsbeiratsmehrheit, die alte Kastanienallee noch in diesem Herbst zu fällen und durch Flatterulmen zu ersetzen. Diesen Beschluss hatte der Ortsbeirat mit seiner Mehrheit aus CDU, Freien Wählern und FDP bereits vor einem Jahr gefasst.
„Ohne Ankündigung, ohne Diskussion, und ohne das Gutachten wenigstens mal auf dem Tisch zu haben, wurde in Windeseile der Vorschlag der Verwaltung abgenickt“, erinnert Marion Mück-Raab, die für den AUF im Ortsbeirat sitzt, an das Zustandekommen dieses Beschlusses.
Sowohl Versuche ihrer Fraktion als auch die der SPD, über Alternativen zur Fällung zu reden, seien niedergestimmt worden. Immer wieder. Nicht nur der halbe Ortsbeirat, auch der Umstand, dass 3000 Bürger ein Bürgerbegehren für den Erhalt der Kastanienallee unterstützt hatten, werde konsequent ignoriert. AUF-Sprecher Frank Porten appellierte an Ortsvorsteher Stephan Lauer (CDU), das Gespräch mit den Kostheimer Bürgern über die Zukunft der Allee endlich aufzunehmen.
Die Frage, ob und wie die hundertjährigen Kastanien erhalten werden können, wird nun im Umweltausschuss der Stadt Wiesbaden entschieden. Der AUF hofft, dass dort ein sachbezogener und offener Austausch von Argumenten möglich sein wird. Um diese Diskussion vorzubereiten, will der AUF die Meinung unabhängiger Fachleute einholen.
Nicht alle Fragen seien beantwortet: „Die Gutachten, die von der Stadt in Auftrag gegeben wurden, kreisten immer um den schlechten Zustand der Bäume, niemals aber um die Frage, was man für die Bäume tun kann“, argumentiert Mück-Raab. „Das ist, als ginge man immer wieder zum Arzt, um sich allein seine Krankheit bestätigen zu lassen, niemals aber nach einer Therapie zu fragen.“
Der AUF bittet die Bürgerinnen und Bürger darum, sich aktiv für den Erhalt der Kastanien einzusetzen. Darüber hinaus wurde ein Spendenkonto für die Allee eingerichtet, das Geld wird dafür verwendet, die Meinung von Fachgutachtern einzuholen.
Spenden sind erbeten auf das „Sonderkonto Lesselallee“ Konto. Nr. 87 444 8012 bei der Mainzer Volksbank 551 900 00.
Wer noch einen Wandkalender 2014 mit Fotos der Lesselallee erwerben möchte, kann das zum Preis von 20 Euro tun. Es sind noch wenige Exemplare vorhanden.
Bei seinem ersten Treffen im Januar hat sich der Arbeitskreis Umwelt und Frieden AKK (AUF) intensiv mit der Zukunft der Kastanienallee auf der Maaraue beschäftigt:
Der AUF AKK spricht sich für den Erhalt der Kastanien aus und wendet sich gegen voreilige Fällungen. Nach Auffassung des AUF spricht nichts dagegen, die vor etwa drei Jahren ausgegebene Linie der damaligen Dezernentin Rita Thies beizubehalten: Sie erklärte seinerzeit, die Allee in Würde altern zu lassen und nicht vorab zu fällen.
„Alleen sind Wahrzeichen einer Region, sie sind von unschätzbarem Wert und stehen deshalb auch unter besonderem Schutz,“ erklärte AUF-Sprecher Frank Porten. Das gelte auch für die Kastanienallee. Sie liege vielen Menschen, die dort schon als Kinder unter den Bäumen Kastanien gesammelt haben, am Herzen.
Darüber hinaus sei sie für das Klima von großer Bedeutung, sie spende im Sommer Schatten, verringere Lärm und biete Brut- und Rastplätze für Vögel und Insekten. Auch dann, wenn der Alleencharakter eines Tages nicht mehr gegeben sein sollte, müsste deshalb jeder einzelne Baum untersucht und wenn möglich erhalten werden: „In vielen Astlöchern leben Tiere, auch hier greift das Bundesnaturschutzgesetz.“ erklärte der AUF.
Versprechungen eine Ersatz-Allee zu schaffen und andere Bäume nachzupflanzen beurteilt der AUF skeptisch: „Es ist völlig ungeklärt, welche Bäume für Nachpflanzungen überhaupt in Frage kommen,“ so Porten.
Die AUF-Fraktion im Kostheimer Ortsbeirat hat für die nächste Sitzung des Ortsbeirats beantragt, die Diskussion um die Zukunft der Allee öffentlich zu führen. „Es geht nicht an, dass hier hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Alle Fakten müssen offen auf den Tisch,“ forderte Porten. Der Magistrat solle offen über die weitere Planung informieren.
Im Zuge von Baumpflegemaßnahmen auf Schulgeländen sollen ca. 247 Bäume aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden.
Der Ortsbeirat Mainz-Kostheim bitte den Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden zu berichten, um welche Bäume es sich auf Kostheimer Schulgelände handelt, wo diese stehen und um welche Schäden es sich im einzelnen handelt.
Nach Kenntnis des Ortsbeirats wird (zumindest) seit Mitte der 80er Jahre Chemiekaliensondermüll, den die US-Army nicht vor Ort entsorgen kann/darf, auf dem Gelände der Storage Station deponiert/zwischengelagert.
Der Ortsbeirat möge beschließen: Der Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden möge berichten, ob das Chemikaliensondermülldepot auf dem US-Militärgelände in Kastel-Mitte weiterhin betrieben wird und ob es mittlerweile den US- und deutschen Bestimmungen entspricht.
Der Magistrat möge insbesondere klären, ob die zumindest in der Vergangenheit im Chemikaliensondermülldepot gelagerten gefährlichen, leicht entzündlichen und explosiven Chemikalien weiterhin in einem Gebäude mit Holzdecke gelagert werden, was nicht zulässig ist und insbesondere im Falle eines Brandes ein erhöhtes Risiko insbesondere für die Bevölkerung von Kastel bedeuten würde.
Der Magistrat möge außerdem den Ortsbeirat darüber informieren, welche weiteren Anlagen sich auf diesem – rund 21 Hektar großen – Gelände mitten in Kastel befinden, und zeitnah einen Ortstermin auf dem Gelände für den Ortsbeirat ermöglichen.
Der Magistrat möge bis zur nächsten Ortsbeiratssitzung auch berichten, welche Gespräche, wann, mit welcher Beteiligung und welchem Ergebnis in den Jahren 2011 und 2012 mit den US-Militärbehörden mit dem Ziel geführt wurden, die Gelände „Kastel Storage Station“ und „Kastel Housing Area“ in zivile städtische Nutzung zu überführen, und wann mit einer Freigabe der Gelände gerechnet werden kann.
AUF: Beim Hornbach-Umzug geht es mitnichten um den sofortigen Ausbau der Boelckestraße
Noch hat der Kasteler Ortsbeirat nicht entschieden, ob er den von der CDU ins Spiel gebrachten Umzug des Kasteler Baumarktes Hornbach (neben der METRO) ins Gewerbegebiet Petersweg Ost unterstützt. Der beschlossene Antrag der CDU, der bei der letzten Ortsbeiratssitzung wegen Formfehler kassiert wurde, steht bei der nächsten Sitzung am 19. Juni 2012 wieder auf der Tagesordnung – diesmal als leicht modifizierter Antrag der Kasteler SPD.
„Es geht nur vordergründig um den Ausbau der Boelckestraße“, meint Ronny Maritzen, Fraktionssprecher des AUF. „Das Ziel hinter dem Ziel ist es, das einst für das Möbelmonster vorgesehene Terrain im Petersweg Ost wieder für die Sondernutzung „Großflächiger Einzelhandel“ auf die Wiesbadener Tagesordnung zu bringen – und wenn das gelänge, wäre der Geist aus der Flasche.“
Der AUF geht davon aus, dass nach der Ansiedlung des Baumarktes im Gewerbegebiet Petersweg Ost mit weitere Großmärkte folgen. „Wir glauben der Kasteler SPD, dass sie an die Begrenzbarkeit auf den Hornbach-Markt glaubt. Weil sie es glauben will. Wir halten uns an die Realitäten.“ Maritzen weiter: “Warum soll es beim Hornbach bleiben? Wenn der Beschluss gefasst ist, könnte die ganze ehemals für das Möbelmonster vorgesehene Fläche für großflächigen Einzelhandel genutzt werden. Und wenn wirklich nur die 12.000 m2 für Hornbach ausgewiesen werden sollten, dauert das notwendige Schaffen von neuem Baurecht, angefangen bei der Regionalplanung Südhessen, wiederum mehrere Jahre. Wer von den Befürwortern will das?“
Hartmut Bohrer, stellvertretender Ortsvorsteher und AUF-Fraktionsmitglied wird noch deutlicher: „Mit dem AUF wird es keinen Kuhhandel geben. Wir sehen an der Äppelallee, wohin die Ansiedlung von Großmärkten um jeden Preis führt. Damit erweise man den hier lebenden Menschen einen Bärendienst. Wir bleiben dabei: Es gilt, die Verkehrsprobleme zu lösen und Verschlechterungen bei Klima und Ökologie abzuwehren. Auch wirtschaftspolitisch ist die Förderung von Großmärkten sinnlos. Großflächigen Einzelhandel im Petersweg Ost lehnen wir deshalb ab.“
„Der AUF wird alles dafür tun, die Bürgerschaft und die Ortspolitik in AKK vor diesem trojanischen Pferd „Umzug Hornbach“ zu warnen!“ schließt Maritzen.
Am 10. Januar 2011 wurde von einem Bürger festgestellt und dokumentiert, dass entlang der Eleonorenstraße in Abgrenzung zu den Rheinwiesen die gesamten Hecken und Gehölzstrukturen auf den Stock gesetzt wurden, was bedeutet, dass der Rückschnitt bis auf den Stumpf erfolgte. Zulässigerweise sollen Hecken abschnittsweise, je nach Gehölzart im Abstand von etwa zehn bis 20 Jahren, zurückgeschnitten („auf den Stock gesetzt“) werden.
Die Abschnitte sollten dabei die Hälfte der Gesamtlänge nicht überschreiten, damit typische Heckenbewohner das Biotop wieder besiedeln können. Hinsichtlich der Biotopvernetzung ist es dabei günstiger, die Rückschnitte auf kürzere, nicht zusammenhängende Abschnitte des jeweils ältesten Teils der Hecke zu beschränken, statt einen Kahlschlag am Stück durchzuführen.
Hecken sind Nahrungsbiotop für Insekten, Vögel und Säugetiere. Sie dienen als Niststandort genauso wie als Singwarte, Schlafplatz und Überwinterungsquartier. Hecken und Heckengehölze geben den in ihr lebenden Tieren Deckung, Schutz vor Witterung und Feinden.
Hecken liefern einer Vielzahl von Tierarten Nahrung, zum Beispiel Fruchtnahrung für Insekten, Vögel und Säuger sowie Pollen und Nektar für Insekten und nicht nur für Bienen. Nektar und Pollen sind zum Beispiel bei einer Reihe von Insekten unabdingbare Voraussetzung für ihre Vermehrung. Hecken bieten Nist- und Rastplätze sowie Schutz und Verstecke für viele Tierarten.
Aus Naturschutzsicht sollten in einem Bereich nicht sämtliche Hecken im gleichen Jahr herunter genommen werden. Ein Nebeneinander verschiedener Altersstufen gewährt eine hohe ökologische Vielfalt. Entlang der Eleonorenstraße in Abgrenzung zu den Rheinwiesen wurden im (zu) großen Rahmen Hecken- und Gehölzstrukturen auf den Stock gesetzt.
Der Ortsbeirat möge beschließen: Der Magistrat wird gebeten zu berichten, wer den Rückschnitt veranlasst hat, von wem er durchgeführt wurde und ob dabei die naturschutzfachlichen Belange von Flora und Fauna berücksichtigt worden sind. Weiterhin wird darum gebeten, künftig den Ortsbeirat über solche (über das rein pflegerische hinausgehende) Maßnahmen im Vorfeld zu informieren.
„Wahlergebnis ein Riesenerfolg“ – ein Mandat mehr in Kostheim
Der AUF AKK freut sich über seine guten Wahlergebnisse bei den Ortsbeiratswahlen in Kastel und in Kostheim. In beiden Ortsbeiräten konnte die parteiunabhängige Wählergruppe rund vier Prozent zulegen. „Damit hatten wir von allen kandidierenden Listen den stärksten Zugewinn an Wählern“, freut sich AUF-Sprecher Frank Porten.
21,6 Prozent der Wähler gaben in Kastel ihre Stimme dem AUF, der mit Hartmut Bohrer, Ronny Maritzen und Roland Rübel im Ortsbeirat vertreten sein wird. Der Widerstand gegen den geplanten Möbelmarkt im Petersweg erhält damit starke Unterstützung: „Wir werden den Verkehrskollaps in AKK verhindern.“
Als besonders großen Erfolg betrachtet es der AUF AKK, dass sich in Kostheim das gute Wahlergebnis auch in der Sitzverteilung niedergeschlagen hat: Bisher hatte der AUF nur einen Sitz, in den nächsten fünf Jahren werden zwei Vertreter des AUF im Ortsbeirat sein. „Jede zehnte Stimme wurde für uns abgegeben, das ist ein Riesenerfolg,“ erklärte der AUF. Neben Frank Porten, der vor zwei Jahren von Kastel nach Kostheim umgezogen ist und den viele noch aus dem Kasteler Ortsbeirat kennen, wird die parteilose Journalistin Marion Mück-Raab für den AUF in den Ortsbeirat gehen.
„Auch wenn wir bedauern, dass die Mehrheit im Kostheimer Ortsbeirat nicht verändert werden konnte: Wir wurden durch das Wahlergebnis deutlich gestärkt“, so Porten. „Zu zweit werden wir Bewegung in den Ortsbeirat bringen.“ Als vorrangige Themen nannte Porten die Themen Umwelt und Verkehr. „Der Durchgangsverkehr belastet Kostheim, hier muss endlich eine Lösung gefunden werden.“ Auch der Schutz der Maaraue habe für den AUF weiterhin Priorität.
Der AUF freut sich, dass seine Mitglieder Hartmut Bohrer (Die Linke) und Ronny Maritzen (Bündnis 90 / Die Grünen) in die Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung einziehen. „Mit Maritzen und Bohrer wurden zwei zuverlässige Vertreter für AKK-Interessen gewählt.“