Ronny Maritzen fordert umgehend pathologische Untersuchung der Bäume
Entsetzt reagierte der Grüne Ronny Maritzen, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, auf die Nachricht, dass die Flatterulmenallee auf der Kostheimer Maaraue offenbar von einem Schädling befallen worden ist. „Dass die Allee – gerade einmal sechs Jahre nach ihrer Pflanzung – schon in Bedrängnis kommt, macht mir Sorgen.“
In der Juli-Sitzung des Kostheimer Ortsbeirates war das Thema zur Sprache gekommen. Die FWG stellte zu den Baumschäden einen Dringlichkeitsantrag. Etwa 10 bis 15 Prozent der rund siebzig Bäume, schätzt die FWG, seien geschädigt. Die Frage sei, welcher Schädling diese Bäume befallen habe und wie sich das auf die gesamte Allee auswirke. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
„Das war leider absehbar,“ meint Marion Mück-Raab, AUF-Mitglied und frühere Sprecherin der Bürgerinitiative „Rettet die Kastanienallee“. Die Initiative hatte sich jahrelang gegen die Fällung der über hundert Jahre alten Kastanien zur Wehr gesetzt: „Wir hatten schon damals vor dem Kahlschlag gewarnt und den Vorschlag der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald unterstützt, künftig auf eine Mischallee zu setzen.“ Nach diesen Vorstellungen sollten nur kranke Kastanien aus der Allee herausgenommen werden, als Ersatz sollten andere Sorten gepflanzt werden. Dieser Kompromiss wurde damals auch von der Mehrheit des Kostheimer Ortsbeirates, allen voran die FWG, abgelehnt.
Dass Flatterulmen wie alle anderen Ulmen auch vom Ulmensterben betroffen sind, war schon Thema der damaligen Auseinandersetzungen. Auch der Göttinger Baumsachverständige Ulrich Weihs, der die Bemühungen um den Erhalt der alten Kastanien damals unterstützte, hatte davor gewarnt, ausgerechnet auf eine Ulmenallee zu setzen.
Die Flatterulmen auf der Maaraue zeigen schon seit einiger Zeit lichte Kronen. Der Ortsbeirat Kostheim hatte deshalb im November 2020 einen AUF-Antrag beschlossen, in dem der Magistrat zum Zustand der Flatterulmen befragt wurde. Die Auskünfte, so Mück-Raab, die der Ortsbeirat dann im März dieses Jahres erhalten habe, seien noch beruhigend gewesen: „Danach wird die Allee jährlich vom Ulmenzipfelfalter heimgesucht. Das, so sagte uns das Dezernat, schade den Bäumen zwar, aber nicht dauerhaft.“
So wie sich die Situation jetzt darstellt, sind es aber nicht Ulmenzipfelfalter sondern möglicherweise Ulmensplintkäfer, die die Bäume befallen haben. Das einseitige Welken der Kronen, vermutet Mück-Raab, deute darauf hin. Auch schmierige feuchte Risse in den Baumrinden seien alles andere als beruhigend: „Wenn es sich dabei um Pilze handelt, die vom Ulmensplintkäfer von Baum zu Baum verbreitet werden, wird über kurz oder lang die ganze Allee befallen sein. Nach dem, was wir von Fachleuten hören, ziehen sich diese Schädigungen über Jahre hin und enden mit dem Tod der Bäume.“
„Die Schäden müssen umgehend von einem Baumpathologen untersucht werden“, fordert Ronny Maritzen. „Sollte sich dabei herausstellen, dass wir es mit dem gefürchteten Ulmensterben zu tun haben, muss über einen Umbau der Allee nachgedacht werden.“ Auch wenn es den politisch Verantwortlichen vielleicht schwerfallen möge, zuzugeben, dass die komplette Fällung der Kastanienallee zugunsten einer Ulmenallee ein Fehler gewesen sei: „Der vorhandene Baumbestand muss gesichert werden.“
Das Grünflächenamt strebt wegen der heutigen klimatischen Voraussetzungen und den damit verbundenen Problemen neuerdings eine maximale Diversität bei der Auswahl von Stadtbäumen an. Damit verteilt man das Risiko von Schädlingsbefall, der großflächige Ausfall von Bäumen kann verhindert werden.