Straßennamen im LINDE-Viertel

In der nächsten Orts­bei­rats­sit­zung in Mainz-Kost­heim stehen die Stra­ßen­namen im Linde-Viertel wieder auf der Tages­ord­nung. Wir hatten schon im Dezember die Helene-von-Bila-Prome­nade vorge­schlagen, für die von Wies­baden abge­lehnte Barba­rossa-Straße möchten wir Beatrix von Burgund zur Diskus­sion stellen.

Vorab schon mal einige Hinter­grund­in­for­ma­tionen über die beiden Frauen.

Helene von Bila-Promenade

Helene von Bila wurde 1904 in Halle geboren und starb im Alter von 80 Jahren in Wies­baden. Sie gehörte der SPD an und war eine der ersten Frauen im Wies­ba­dener Magis­trat, dort war sie jahr­zehn­te­lang aktiv.

Während sie sich in Wies­baden vor allem sozi­al­po­li­tisch betä­tigte, war sie auf Landes­ebene als Wissen­schafts­po­li­ti­kerin bekannt. Sie war maßgeb­lich mit dem Aufbau der Hoch­schulen in Hessen nach dem Krieg betraut.

Ihr Lebens­lauf ist für eine Frau in dieser Zeit beeindruckend:

Helene von Bila stammt von einem kleinen Landgut, das sie im Alter von 18 Jahren, ihr Vater starb früh, nach einer land­wirt­schaft­li­chen Lehre über­nahm. Nebenher machte sie Abitur. Ab 1928 studierte sie Jura in Leipzig, Berlin, Paris und Marburg. Das Studium finan­zierte sie sich durch Büro­ar­beiten, Über­set­zungen und Jobs in Biblio­theken. 1932 promo­vierte sie.

Ab Juli 1945 wurde Helene von Bila Rechts­be­ra­terin der US-Mili­tär­re­gie­rung in Marburg. Beim Aufbau der hessi­schen Landes­re­gie­rung gelangte sie im Oktober 1945 ins Justiz­mi­nis­te­rium und wurde persön­liche Refe­rentin und Pres­se­spre­cherin von Justiz­mi­nister Georg August Zinn. 1951 wech­selte sie als Refe­rentin des Minis­ter­prä­si­denten Zinn in die Staats­kanzlei. 1952 wurde sie Leiterin der Hoch­schul­ab­tei­lung im Minis­te­rium für Erzie­hung und Volks­bil­dung. Dieses Amt übte sie bis zu ihrer Pensio­nie­rung im März 1969 aus.

Frau von Bila erhielt zahl­reiche Ehrungen: Die Wilhelm-Leuschner-Medaille, die höchste Auszeich­nung des Landes Hessen, den Verdienst­orden der Bundes­re­pu­blik erster Klasse, 1982 wurde sie Ehren­se­na­torin der Univer­sität Gießen.

Nach Helene von Bila wurde in Wies­baden bisher keine Straße benannt.

Eine Helene von Bila-Prome­nade würde unserer Meinung nach sehr gut zu der bereits exis­tie­renden Fran­ziska-Retzinger-Prome­nade, auch eine frühe Magis­trats­frau, passen.

Beatrix von Burgund-Straße

Wer es noch nicht wusste: Für seine Zeit­ge­nossen war Barba­rossa ein Pantof­fel­held. Und das nur, weil er seine Gattin Beatrix von Burgund nicht nur sehr liebte, er schätzte sie auch als kluge Ratgeberin.

Das ist der Grund, warum wir sie vorschlagen: Denn die Frau an Barba­rossas Seite spielte eine wich­tige poli­ti­sche Rolle. 

Kaiserin Beatrix wurde zwischen 1143 und 1147 geboren, sie starb 1184 und wurde im Dom zu Speyer beigesetzt. Eng befreundet war sie mit Hilde­gard von Bingen.

Beatrix war nach der Quel­len­lage offenbar eine sehr ener­gi­sche Frau und stand ihrem Mann zur Seite. Sie war sehr gebildet. Während ihr Mann zwar etwas Latein verstand, konnte sie es auch spre­chen, schreiben und lesen. Damit war sie ihm bei diplo­ma­ti­schen Anlässen eine große Hilfe und unver­zicht­bare Begleiterin.

Beatrix von Burgund war nicht nur glanz­voller Mittel­punkt auf allen Festen, sie orga­ni­sierte und plante solche Ereig­nisse mit. Sie beglei­tete ihren Mann auf vielen – damals noch sehr gefähr­li­chen – Reisen, auch Stif­tungs­ur­kunden wurden von Beatrix und Fried­rich gemeinsam gezeichnet. Sie war „mutig und poli­tisch aktiv“ – das schreibt der Spiegel über sie.

Es gibt also genü­gend Gründe, die vom Orts­beirat gewünschte Barba­ros­sa­straße durch eine Beatrix-von-Burgund-Straße zu ersetzen. Sie war bei dem Fest auf der Maaraue anwe­send und aktiv betei­ligt. Und wir sind sicher: Ihr Ehemann würde den Stra­ßen­namen begrüßen.

Wir hoffen auf Unter­stüt­zung der Vorschläge durch die anderen Frak­tionen. Unserer Meinung nach werden viel zu wenig Straßen nach Frauen benannt. Es wäre schön, wenn der Orts­beirat mit diesen Stra­ßen­be­nen­nungen an das Wirken von zwei bedeu­tenden Frauen in unserer Region erin­nern würde.