An den
Dezernenten für Soziales, Bildung, Wohnen und Integration
Stadtrat Christoph Manjura
8. Oktober 2019
Vorstellung der Sozialraumanalyse
Wohnungsleerstand in Mainz-Kostheim
Sehr geehrter Herr Manjura,
wie Sie sicher aus der Presseberichterstattung wissen, befürchten wir – nach Lektüre der aktuellen Sozialraumanalyse – dass in Kostheim mehr als 400 Wohnungen leer stehen.
Um das zu klären, hatten wir im Ortsbeirat Kostheim einen Antrag gestellt und wollten auf diesem Weg erfahren, ob wir mit dieser Einschätzung richtig oder falsch liegen. Zu unserem Bedauern hatte der Ortsbeirat kein Interesse an dieser Frage.
Nun wollten wir Sie bei der Vorstellung der Wiesbadener Sozialraumanalyse 2019 darauf ansprechen – doch leider sind alle Vertreter unserer Fraktion zu diesem Termin verhindert. Wir erlauben uns daher, unsere Fragen jetzt schriftlich direkt an Sie heranzutragen und bitten höflich um Aufklärung.
Zu dem Punkt, wie wir auf diese hohe Zahl von Leerständen kommen:
Nach der vorliegenden Sozialraumanalyse ist Kostheim-alt einer von zehn Stadtteilen, der eine größere Anzahl an Wohnungen als an Haushalten aufweist. Aus dieser Zahl errechnet sich zunächst ganz einfach ein Leerstand von 41 Wohnungen – denn es gibt genau 41 Wohnungen mehr als Haushalte.
So kann man aber nicht rechnen: Denn in einer Wohnung existieren in vielen Fällen mehrere Haushalte aufgrund von Wohngemeinschaften oder Bedarfsgemeinschaften (z.B. bei ALG II). Es ist also offensichtlich, dass der Leerstand höher sein muss als die Differenz der beiden Zahlen.
Um nun wenigstens einzuschätzen, wie häufig es in Kostheim der Fall ist, dass mehrere Haushalte in einer Wohnung zu finden sind, haben wir die stadtweiten Zahlen der Sozialraumanalyse herangezogen. Wir haben unserer Rechnung die Zahlen aus den 24 Stadtteilen zugrunde gelegt, bei denen eine Haushaltszahl angegeben ist, die die Wohnungszahl überschreitet.
Geht man – günstig gerechnet – davon aus, dass hier kein Wohnungsleerstand existiert, kommt man auf 1078 Haushalte je 1000 Wohnungen. Wenn man diesen Schnitt nun auf Kostheim-alt anwendet, kommt man zum rechnerischen Ergebnis von 4528 Wohnungen, die für die 4881 Kostheimer Haushalte notwendig wären – was einem Leerstand von 394 Wohnungen allein in Kostheim-alt entsprechen würde.
Uns ist bewusst, dass die Zahl der Wohngemeinschaften im nicht sonderlich studentisch geprägten Kostheim unter z.B. denen des Westends oder auch nur Kastel liegen, so dass das oben errechnete Verhältnis für Kostheim möglicherweise niedriger liegt.
Vielleicht liegen auch unterschiedliche Ermittlungsmethodiken oder Stichtage der Differenz von Wohnungen und Haushalten in Kostheim-alt zugrunde? Das wissen wir nicht.
Das aber sind die Fragen, mit denen wir uns beschäftigt haben und auf die wir gerne eine Antwort hätten – denn ein Leerstand in dieser Größenordnung wäre ein Grund sich Sorgen zu machen, das werden Sie nicht anders sehen.
Wir wollen nicht Recht haben, wir möchten gerne eine Erklärung. Und über gute Nachrichten wie die, dass der Leerstand keineswegs so hoch ist, wie von uns befürchtet, würden wir uns auch freuen. Dafür müssten Sie unsere Rechnung einfach widerlegen und uns die Zahlen erläutern.
Sollte dies nicht gelingen, würden wir uns freuen, mit Ihnen darüber ins Gespräch zu kommen, wie dem Wohnungsleerstand begegnet werden könnte. Angesichts steigender Mietkosten, zu wenigen Angeboten und der langen Dauer bei der Ausweisung neuen Baugrunds, möchten wir die Zahl des Wohnungsleerstands so niedrig wie nur möglich halten.
Wir erlauben uns, unseren Brief an Sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ihrer Antwort sehen wir mit Interesse entgegen. Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Mit besten Grüßen,
Marion Mück-Raab, Stefan Knipl und Frank Porten
– Ortsbeiratsfraktion Mainz-Kostheim des AUF AKK –